
Bodenschätze: Wie Chevron, Oxford und Intarsie Räume neu gestalten
von Ruth Reitmeier
Bodenschätze: Wie Chevron, Oxford und Intarsie Räume neu gestalten
Parkett neu interpretiert: Je nach Format und Verlegung verändert es Räume optisch – größer oder kleiner, eleganter oder moderner, ruhiger oder dynamischer. Als größter Einrichtungsgegenstand setzt es maßgebliche Akzente.
von Ruth Reitmeier
Photo: Diesl Parkettmanufaktur
Die Wahl des Fußbodens spielt eine Schlüsselrolle bei der Raumplanung, ist er doch neben den Wänden die größte Oberfläche im Haus. Sein Stil kann einen Raum, ja eine ganze Wohnung beherrschen. Was man sich zu Füßen legt, beeinflusst maßgeblich die Wirkung eines Interieurs.
Zeitlose Eleganz und natürliche Wärme
Interior-Design-Moden kommen und gehen, doch Massivholzparkett bleibt. Über Generationen. Wer kennt sie nicht – Parkettböden, die in Stilaltbauten, Schlössern und anderen historischen Gebäuden Jahrhunderte überdauern. Auch sie wurden einst massiv gefertigt, und bis heute gilt das Vollholzparkett als die Königsklasse.
Das Naturmaterial Holz riecht gut und tut gut, verfügt über eine natürliche Wärme und hat positive Auswirkung auf das Raumklima. Kein Bodenbelag ist natürlicher, schöner und langlebiger – zumal er im Gegensatz zum schichtverleimten Parkettboden auf Grund der Stärke des Materials nahezu unbegrenzt abgeschliffen werden kann.
Unikate: Understatement unter den Füßen
Am Markt ist ein Trend zum persönlichen Traumboden zu verzeichnen. Dabei geht es nicht um die Wirkung auf andere, sondern um die eigene Verwirklichung. Ein schöner Holzboden ist mehr als ein Statement – er ist Understatement unter den Füßen.
Maßgefertigte Parkettlösungen aus Massivholz sind in Österreich jedoch kein Massenphänomen. Vielmehr sind sie das Ergebnis spezialisierten Handwerks, wie es etwa in Deisl Parkettmanufaktur gepflegt wird. Dort beginnt die Umsetzung individueller Bodenbilder bereits mit der Wahl der Holzart: Sortierung, Oberflächenbehandlung und Farbnuancen werden im Vorfeld präzise definiert und direkt im Sägewerk disponiert.
Für Spezialmaße – etwa zur Ergänzung historischer Bestände oder zur Realisierung raumspezifischer Unikate – wird der Maschinenpark eigens eingestellt. So entsteht ein Produkt, das sich an den räumlichen Kontext und Design orientiert und nicht an marktüblichen Standards.
Insights
-
Schönheit kommt mit der Zeit, gewinnt an Tiefe, Charakter und Ausdruck: Michael Deisl, Eigentümer der Deisl Parkettmanufaktur, spricht über die Eleganz des Alterns von Massivparkett, langlebige Ästhetik, dem 200 Kilometerradius und die Kunst der Maßanfertigung.
weiterlesen...
Holzarten, Haptik und Raumwirkung: Entscheidungskriterien für individuelles Parkett
Für ein Massivholzparkett wird Hartholz höchster Güte verarbeitet. Die Deisl Parkettmanufaktur etwa bezieht ihr Holz von vier bis fünf Sägewerken im Umkreis von 200 Kilometern. Eiche gilt als Klassiker, gefragt sind zudem Esche, Kernesche und Buche. Das Sortiment umfasst zudem Massivholzböden in Zirbe, Birke, Ahorn, Akazie, Birne oder Kirsche. Je nach Holzart variieren Maserungen, Farbtöne, Oberflächen – es ist auch eine Frage des Geschmacks, ob ein edel-elegantes, natürliches, gemütliches oder rustikales Interieur gewünscht ist.
Oft liefert der Showroom die besten Argumente, weiß Deisl aus Erfahrung. Wer in edles Parkett investiert, meint zunächst, genau zu wissen, was er sucht - bis er das Material im Raumkontext sieht. Denn um Parkett beurteilen zu können, braucht es eine gewisse Fläche. Zudem ist die Entscheidung für ein bestimmtes Parket eine Frage der Holzwahl und der Verlegetechnik. Dielenformat und Verlegerichtung beeinflussen maßgeblich die Raumwahrnehmung: Sie strecken oder gliedern, verdichten die Atmosphäre oder öffnen sie, lassen den Raum ruhig oder dynamisch wirken, trendig oder zeitlos elegant.
Fischgrät versus Chevron
Der Klassiker schlechthin, der im Alt- und Neubau überzeugt, ist bis heute das Fischgrätparkett. Die Dielen werden im 90-Grad-Winkel an ihren Enden aneinandergefügt, was eine Art gebrochenes Zickzackmuster ergibt. Das wirkt dynamisch, erzeugt Textur und gibt Räumen Tiefe.
Eine Variante des Fischgrätmusters ist die Verlegeart Chevron – das französische Fischgrät. Der feine Unterschied liegt im Winkel. Im Gegensatz zum klassischen Fischgrät werden die Chevron-Dielen in einem 45- oder 60-Grad-Winkel geschnitten. Dabei werden sie an ihren Enden abgeschrägt, wodurch ein durchgehend V-förmiges Muster entsteht. Das wirkt lockerer und moderner als klassisches Fischgrät. Chevron ist etwas teurer, zumal der Zuschnitt aufwendiger ist und es dabei zu mehr Materialverlust kommt.
Zeitlos und eigentlich immer nachgefragt sind die klaren Linien des Dielenparketts. Auch hier gibt es unterschiedliche Verlegearten: Englischer Verband, Oxford oder Altdeutscher Verband, um nur einige zu nennen. Beim Dielenparkett hat die Verlegerichtung erheblichen Einfluss auf die Raumwirkung: Längs zur längsten Wand verlegt, lässt es den Raum länger und schmäler wirken. Quer verlegt, wirkt der Raum breiter und kürzer. Diagonal verlegtes Dielenparkett bringt Dynamik in die Bude.
Die klare Ästhetik des Würfelparketts kommt wohl nie aus der Mode. Das Muster besteht aus Quadraten aus gleichlangen Parkettstäben, die im Wechsel waag- und senkrecht angeordnet sind. Durch seine Regelmäßigkeit ist das Würfelparkett ideal für Räume, die keine optischen Tricks nötig haben. Den besten Effekt erzielt es in quadratischen Räumen.
Glanz und Gloria: Muster mit Geschichte
Kassette, Intarsie, Sternenparkett – repräsentativer geht es wohl kaum. Historische Verlegemuster sind eine Sonderklasse, die primär im Stilaltbau etwas hermachen soll. „Das fällt heute unter Nische“, betont Michael Deisl im Gespräch mit Silent Luxury. Für Kunden, die historische Verlegemuster wünschen, arbeitet er mit einem darauf spezialisierten Partnerbetrieb zusammen.
Intarsie: Exklusivität und Grandezza
Ein mit Sternen in Szene gesetzter Parkettboden ist das Prunkstück so mancher Altbauwohnung. Sternparkett bringt eine Grandezza auf den Boden, die höchstens vom Intarsienparkett übertroffen werden kann. Intarsie gilt als die exklusivste, da aufwendigste Verlegeart. Verschiedene Holzarten werden in kunstvollen Mustern und Motiven kombiniert. Die Holzstücke werden passgenau zugeschnitten und in das Parkett eingefügt – traditionelle Handwerkskunst vom Feinsten.
Schlüsselerlebnis mit Bodenhaftung
Die Tradition zu bewahren und innovative neue Ansätze zu finden ist nicht alltäglich. Für Michael Deisl war es das Gespräch mit einer Kundin aus Vancouver, die den Ausschlag für ein Umdenken für die Fortführung des Familienbetriebs gab: weg vom reinen Handelsbetrieb hin zur eigenen Fertigung von Massivholzböden.
Fast drei Jahrzehnte später ist diese Entscheidung noch immer die richtige. Die handgefertigten Böden der Deisl Parkettmanufaktur zählen heute zum feinsten europäischen Parkett. Privat lebt Michael Deisl und seine Familie diese Überzeugung konsequent – „sogar im Badezimmer“, wie er betont, liege selbstverständlich Massivholz.